Was sind Bio-Kunststoffe?
Auf dem Schweizer Markt gibt es eine Vielzahl an Produkten aus sogenannten biologisch abbaubaren Kunststoffen (BAK) – auch Bio-Kunststoffe genannt, wie beispielsweise Grünabfallsäcke, Pflanzentöpfe, Lebensmittelboxen, Haushalsutensilien oder Spielsachen. Der Begriff «Biokunststoff» sorgt bei KonsumentInnen für Verwirrung, denn – nicht alle Bioplastik Verpackungen sind biologisch abbaubar und können kompostiert oder vergärt werden. Was sind Bio-Kunststoffe / was ist Bio-Plastik nun also genau?
Begriffserklärungen
Die meisten Kunststoffe basieren auf fossilen Rohstoffen wie Erdöl, Kohle oder Erdgas. Sogenannte biobasierte Kunststoffe hingegen werden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais-, Weizen- oder Kartoffelstärke hergestellt. Biologisch abbaubare Kunststoffe werden durch natürlich auftretende Mikroorganismen vollständig abgebaut und können sowohl erdöl- als auch biobasiert sein. Die Materialherkunft sagt somit nicht über die Abbaubarkeit des Kunststoffs aus.
Bioabbaubare, biobasierte und oxo-abbaubare Kunststoffe werden oft miteinander verwechselt und im Volksmund generell «Biokunststoff» genannt. Sie beschreiben jedoch unterschiedliche Eigenschaften, die in der untenstehenden Tabelle zusammengefasst werden.
(Quelle: bufa.admin.ch)
Welche Bioplastik Verpackungen gibt es?
Mittlerweile trifft man sie überall an: Teller, Trinkbecher, Schalen, Boxen, Grünabfallbeutel oder Pflanzentöpfe aus Biokunststoff. Die Idee ist, diese Produkte mit der Grüngutsammlung zu entsorgen und daraus Kompost zu gewinnen. Doch nicht überall wo «Bio» draufsteht, ist auch «Bio» drin. Deshalb muss bei der Entsorgung von Bioplastik Verpackungen mit dem Grüngut darauf geachtet werden, dass die entsprechende Kennzeichnung auf dem Produkt steht. So kann sichergestellt werden, dass nur Produkte mit «biologisch abbaubar», «kompostierbar» oder «vergärbar» im Grüngutabfall landen und dort gewollt sind.
Verwertungsbezogene Produkteigenschaften:
- biologisch abbaubar
- kompostierbar
- vergärbar
Ressourcenbezogene Produktebezeichnung:
- aus erneuerbaren Ressourcen Synonym für
- aus nachwachsenden Rohstoffen, z.B. aus Mais oder Zuckerrüben
Grundsätzlich gilt
Plastik – auch Biokunststoff – darf niemals in der Umwelt landen. Deshalb: Je weniger Materialeinsatz, desto besser für Natur und Mensch. Vermeidung und Reduzierung von Kunststoffen sollte in allen Industrien und Haushalten an erster Stelle stehen. Biokunststoffe sind nur umweltfreundlich(er) als erdölbasierte, wenn ihre nachwachsende Rohstoffbasis nachhaltig gewonnen wird und sie konsequent im Kreislauf geführt werden.
Wie sieht die aktuelle Situation beim Biokunststoff aus?
Biokunststoffe, die aus nachhaltigen Produkten statt aus Erdöl gefertigt sind, könnten die Lösung für eines der grössten ökologischen Probleme unseres Planeten bereithalten. Denn die «normalen» Kunststoffe haben einen schlechten Ruf. Ihre Herstellung nimmt nicht nur 5 Prozent des weltweiten Erdöls in Anspruch, ihre Wiederverwertung ist darüber hinaus auch schwierig und sie sind nicht biologisch abbaubar. Zudem können sie unsere natürliche Umwelt noch Jahrhunderte belasten, wie es die wegweisende Dokumentationsreihe „Der blaue Planet“ der BBC auf dramatische Weise deutlich gemacht hat.
Biologisch abbaubare Biokunststoffe existieren und kommen schon seit Jahren auf einigen Nischenmärkten zum Einsatz, zum Beispiel in Form von selbstauflösendem chirurgischem Nahtmaterial oder auch als Teller und Trinkbecher. An der flächendeckenderen Verbreitung hapert es jedoch, da sie nicht alle Merkmale herkömmlicher Kunststoffe bieten oder – falls doch – sie preislich nicht wettbewerbsfähig sind.
Bio-Plastik entsorgen: Die biologische Abbaubarkeit bzw. Kompostierfähigkeit von Bioplastik Verpackungen ist aktuell noch eine theoretische Option. In der Praxis gibt es noch keine Biokunststoff-Kompostierung im industriellen Massstab. Biologisch abbaubare Kunststoffe brauchen eine längere Verweildauer in den Kompostieranlage als etwa Küchenabfälle. Damit keine Plastikrückstände im Kompost verbleiben, werden biologisch abbaubare Kunststoffe in der Kehrichtsverwertungsanlage aussortiert und verbrannt.
Auch die Landnutzung ist einer Problemzone: Biokunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen sind nicht unbedingt umwelt- oder klimafreundlicher als fossilbasierte Kunststoffe. Während konventionelle (fossilbasierte) Kunststoffe in der Regel mehr Treibhausgase verursachen, werden die nachwachsenden Rohstoffe der Biokunststoffe in den meisten Fällen auf landwirtschaftlichen Flächen angebaut. Damit kann der Anbau in Konkurrenz zur Nahrungsversorgung stehen oder zur Abholzung von Waldflächen beitragen. Je nach Anbaumethode kann diese zu einer Versauerung der Böden oder einem Überangebot an Nährstoffen (Eutrophierung) führen.
Wie können Sie Bio-Plastik entsorgen?
Bioabbaubare Kunststoffe können in vernünftiger Zeit oft nur in industriellen Vergärungs- oder Kompostierungsanlagen verwertet werden, da nur diese Anlagen die Bedingung (z.B. Temperatur) für eine vollständige Zersetzung erfüllen.
Für BetreiberInnen von Kompostierungsanlagen ist es nur schwer möglich zu erkennen, ob der im Grüngut enthaltene Kunststoff für die Anlage geeignet ist oder nicht. Ungeeignete Kunststoffe – also keine Bioplastik Verpackungen – werden in der Anlage nicht vollständig abgebaut und gelangen in die Umwelt. Dort erfolgt der vollständige Abbau nur sehr langsam. Nicht abbaubare und andere konventionelle Kunststoffe müssen deshalb aufwändig aus dem Grüngut entfernt werden; ist dies unmöglich, muss das Grüngut in der Kehrichtverbrennungsanlage verbrannt werden.
Selbst bei bioabbaubaren Kunststoffen kann gemäss Ökobilanzstudien die thermische Verwertung in der KVA oder Vergärung (mit anschliessender thermischer Verwertung) sinnvoller sein als eine Kompostierung. Für die Ökobilanz ist die Herstellung massgebend, der ökologische Gewinn durch die Kompostierung ist meist unbedeutend. Denn der Abbau von biologisch abbaubaren Kunststoffen (Bioplastik Verpackungen) trägt meist nicht zur Humusbildung oder einem Nährstoffgewinn bei und erzielt dadurch keinen Mehrwert. Bei der thermischen Verwertung in der KVA wird aus diesen Kunststoffen zumindest Energie gewonnen.
FAQs rund ums Thema Biokunststoff
Was ist Bio-Plastik?
Bioabbaubare, biobasierte und oxo-abbaubare Kunststoffe werden oft miteinander verwechselt und im Volksmund generell «Biokunststoff» / «Bio-Plastik» genannt.
Was sind Bio-Kunststoffe?
Als Biokunststoff oder auch Bioplastik werden Kunststoffe (wie Plastik, Gummi usw.) bezeichnet, die ausschliesslich aus nachwachsenden Rohstoffen (Stärke, Öle usw.) erzeugt wurden. Mögliche Ausgangspflanzen sind z.B. Mais oder Zuckerrüben.
Wie kann man Bio-Plastik entsorgen?
Bioplastik resp. BAW können heute auf verschiedenen Wegen entsorgt werden: in Kompostieranlagen, Vergärungsanlagen oder Kehrichtverbrennungsanlagen.
In Kehrrichtverbrennungsanlagen wird aus der Verbrennung Energie gewonnen, die in Form von elektrischem Strom oder Wärme genutzt wird.
In Kompostieranlagen entsteht Kompost und in Vergärungsanlagen Gärgut und Biogas, das energetisch genutzt werden kann; sowohl Kompost als auch Gärgut werden zu Dünger und Bodenverbesserer.
Welche Arten von Bioplastik Verpackungen gibt es?
Folgende Produkte sind zurzeit auf dem Schweizer Markt erhältlich: Teller, Trinkbecher, Schalen, Boxen, Grünabfallbeutel oder Pflanzentöpfe.