Kunststoffentsorgung: Sammeln oder verbrennen
Kunststoff (umgangssprachlich Plastik) ist überall, da er ein vielfältiger Werkstoff ist. Kunststoffe werden in den verschiedensten Bereichen eingesetzt und sind eine sehr heterogene Stoffgruppe. Während PET-Getränkeflaschen und leere Plastikflaschen recycelt werden können, ist dies nicht bei allen Kunststoffprodukten und -verpackungen der Fall. Bei der Kunststoffentsorgung ist aktuell viel Bewegung drin in der Schweiz. Auf der folgenden Tabelle ist die aktuelle Situation ersichtlich.
Wie kann man Kunststoff entsorgen?
Kunststoff ist nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken und als Verpackungsmaterial weit verbreiteter als Karton, Glas und Metall. Doch was passiert mit Kunststoffabfällen? Kurz gesagt werden sie entweder recycelt oder verbrannt. Knapp die Hälfte des Plastiks wird gesammelt, sortiert, gereinigt und werk- oder rohstofflich wiederverwendet. Abfälle, die nicht recycelt werden können, werden verbrannt. Seit 2000 wird Abfall in der Schweiz nirgends mehr auf Deponien entsorgt. In Kehrrichtverbrennungsanlagen wird aus Unrat Strom und Wärme produziert. Da Kunststoff ein Erdölprodukt ist, das einen hohen Brennwert hat, nehmen die Verbrennungsanlagen Plastikabfall gerne an. Eine ideale Lösung für alle. Oder? Nicht ganz. Die Verbrennung lässt uns glauben, dass das Problem sauber gelöst sei. Dabei entstehen beim Verbrennungsprozess neben Kohlendioxid jährlich rund 800’000 Tonnen Filterasche und hochtoxische Schlacken.
Ob Kunststoffabfall recycelt werden kann, hängt stark mit der Qualität zusammen. Es gibt nicht nur den einen Plastik, sondern viele unterschiedliche Plastiksorten. Daher ist die Sammlung von einzelnen, hochwertigen Kunststoffen insbesondere von PET-Flaschen und Getränkeflaschen, effektiv. Gemischtplastiksammlungen sind aus technischer Sicht eine Herausforderung. Bei Produktionsabfällen entscheidet die Zusammensetzung und der Verschmutzungsgrad darüber, ob der Wertstoff auf modernen Anlagen in der Schweiz oder im grenznahen Ausland zu hochwertigen Regranulaten verarbeitet wird oder alternativ die Verwertung als Ersatzbrennstoff im Zementwerk oder die Verbrennung in der Kehrichtverwertungsanlage erfolgt.
Immer mehr Gemeinden und Unternehmen lancieren eigene, regionale Projekte und verkaufen für die Kunststoffentsorgung Gemischt-Kunststoffsammelsäcke. Die offiziellen Piktogramme auf den Produkten dienen als Hinweis fürs Recycling. Diese kennzeichnen den korrekten Entsorgungsweg und werden auf diversen Produkten und Verpackungen, die in der Schweiz verkauft werden, aufgeführt. Die Dreieckssymbole, welche überall auf den Produkten zu finden sind, kennzeichnen Materialeigenschaften und sagen nichts über die Recyclingfähigkeit eines Produktes oder einer Verpackung aus oder ob es ein Recyclingsystem dazu gibt. Die folgende Abbildung ist eine Orientierungshilfe: Sämtliche Kunststoffe, die mit einem der untenstehenden Logos versehen sind, können recycelt werden.
Was passiert mit Kunststoffabfällen
Nur was stofflich verwertet – also recycelt – werden kann, soll separat gesammelt werden. Doch welche Kriterien gelten für eine selektive Separatsammlung?
- Technische Machbarkeit
- Kann das Produkt mit der aktuellen Technologie wieder in seine Rohstoffe zerlegt werden?
- Dauerhaft gesicherte Nachfrage Sekundärmarkt
- Wenn keine Nachfrage nach dem Sekundärrohstoff besteht, wird er auch nicht wiederverwertet und das Recycling verliert damit seinen Nutzen.
- Finanzierungslösung von Systemen
- Recyclingsysteme kosten: Sammelinfrastruktur, Logistik, Verarbeitung, Koordination, Verwertung Fremdstoffe etc.
- Ökologischer Nutzen
- Die Ökobilanz muss positiv sein, damit das Recycling einen Umweltnutzen hat, dies im Vergleich zur Verbrennung
- Bereitschaft der Bevölkerung
- Ein funktionierendes Recyclingsystem ist auf die Unterstützung und Mithilfe der Bevölkerung angewiesen.
- Reinheit / Homogenität
- Verbundstoffe (z.B. Kunststofffolien aus mehreren Schichten) in Einzelbestandteile zu zerlegen ist technisch fast nicht machbar.
- Sauberkeit / Hygiene
- Separatsammelgut soll nicht stinken und kein Ungeziefer anlocken.
- Menge / Ergiebigkeit
- Je mehr Produkte der gleichen Art, desto effektiver kann das Recycling betrieben werden.
Gemäss Angaben vom BAFU werden in der Schweiz jährlich 1 Million Tonnen Kunststoff verwendet, davon ein Drittel für Verpackungen. Verpackungen landen auch besonders schnell wieder im Abfall: Plastiktaschen beispielsweise haben eine durchschnittliche Gebrauchsdauer von nur 30 Minuten. Dennoch recyceln wir den Wertstoff gemäss einer Statistik von Swissrecycling in nur 10 % der Fälle, während wir über 80 % der anderen Verpackungsmaterialien recyceln. Der Grossteil wird in Kehrichtsverbrennungsanlagen verbrannt oder in Zementwerken energetisch verwertet. Nur ein sehr geringer Teil wird recycelt.
Kunststoffe entsorgen
Grosse Mengen oder Produktionsabfall
Kunststoffsammelsack
- Kunststoffe, PET (siehe linke Spalte)
- Folien (PE, PP)
- Hohlkörper (PE, PP)
- Rohre (PE, PP)
Sammelbehälter
- 4-Rad Container
- Presscontainer
- Kunststoffpresse Bramidan
- Universalverdichter
Der Entsorgungsweg von Kunststoffen ist je nach Verschmutzungsgrad und Fraktion unterschiedlich. Dabei gibt es die stoffliche Verwertung, die Verwertung als Ersatzbrennstoff im Zementwerk und die Verbrennung in der Kehrichtverwertungsanlage. Der Abtransport ist durch ein lokales oder regionales Entsorgungs- oder Transportunternehmen organisiert.
Kleine Mengen
Kunststoffsammelsack
- Kunststoffflaschen aller Art (Getränke, Milch, Rahm, Öl, Waschmittel, Shampoo, Putzmittel usw.)
- Kunststoffschalen (Eier- und Guetzliverpackungen, Fleischschalen)
- Lebensmittelverpackungen (Aufschnitt, Käse usw.)
- Becher, Eimer, Töpfe, Kanister (Joghurtbecher, Blumentöpfe, Kübel usw.)
- Tragetaschen, Säcke, Beutel
- Zeitschriften, Getränke- und Gemüsefolien
PET-Sammelsack
- PET-Getränkeflaschen
Der Kunststoff sollte vor dem Entsorgen ausgespült werden!
Die Säcke können an den dafür vorgesehenen Sammelstellen abgegeben werden.
- Stark verschmutzte Verpackungen, Einweggeschirr
- Verpackungen mit Restinhalten
- Kunststoffprodukte wie Spielzeug, Gartenschläuche oder Ähnliches
Wissenswertes rund um die Kunststoffentsorgung
In der Schweiz werden jährlich etwa eine Million Tonnen Kunststoffe verbraucht – das sind 125 Kilogramm pro Kopf (Referenzjahr 2010). Rund 250’000 Tonnen davon verbleiben als dauerhafte Produkte über längere Zeit in Gebrauch. Jährlich entstehen rund 780’000 Tonnen Kunststoffabfälle, davon werden über 80 % (rund 650’000 Tonnen) in Kehrichtverbrennungsanlagen und gut 6 % in Zementwerken energetisch verwertet. Rund 80’000 Tonnen werden rezykliert.
(Quelle: bafu)
Kunststoff entsorgen: Was geschieht damit?
Gemischte Sammlungen von Plastikabfällen gibt es in der Schweiz nur in vereinzelten Gemeinden. Da die Recycling Kapazität von Gemischtplastiksammlungen in der Schweiz nicht ausreichend ist, wird der Kunststoffabfall oft in Ausland – auch nach Asien – geschickt, um dort aufgewertet zu werden. Die grosse Menge an Müllimporten in Asien führt zu illegalen Recyclinggeschäften – und so kann der Plastik bis ins Meer gelangen. Auch Schweizer Plastik. Deshalb ist es umso wichtiger, das Problem der Kunststoffentsorgung an der Wurzel zu packen und gar nicht erst so viel Plastik zu verbrauchen.
Kunststoff entsorgen? Kunststoff vermeiden ist besser!
Die meisten Menschen würden gerne weniger Plastikmüll produzieren. Aber wo fängt man an? Und lässt sich das in den Alltag integrieren? Hier kurz zusammengefasst ein paar Tipps, Kunststoff zu sparen:
- Von Beginn weg, bei der Planung und Produktion eines Produkts, aber spätestens beim Einkauf gibt es Möglichkeiten, Einwegplastik einzusparen.
- Im Haushalt hilft es, sich nach alternativen Materialien für Küchenutensilien, Kleidung oder Spielzeuge umzuschauen.
- Bei Drogerieartikeln die Inhaltsstoffe im Blick behalten oder direkt zu DIY-Lösungen greifen, um den Kunststoffverbrauch zu reduzieren.
Warum soll ich Kunststoff sammeln?
Viele gute Argumente sprechen für das Recycling von Kunststoffen. Die wichtigsten sind hier auf einen Blick zusammengefasst:
- Die Produktion von 1 Kilo Recyclingkunststoff spart bis zu 1 Liter Erdöl.
- Zahlreiche Ökobilanzen haben den ökologischen Vorteil von Kunststoff Recycling bewiesen.
- Kunststoff kann unendlich oft recycelt werden.
- Recycling braucht ca. 50 % weniger Energie als die Herstellung von «neuem» Kunststoff.
- Kunststoffe können bis zu 500 Jahre im Boden und in Gewässern überdauern, was eine grosse Gefahr für Mensch und Tier sein kann.